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Moment und Zweck, Luxus oder Kargheit verlangen, sie kann
/ wie oft geschieht dies / verschiedene Lösungen finden für die
verschiedenen Kostbarkeitsgrade desselben Werkes, die, im
Grundmotiv einig, das Thema liebenswürdig variieren. Auch
sie kann Epidermis werden oder bloße Gewandung, sie kann
architektonische Pforte sein oder musikalisches Präludium,
«Aufforderung zumTanz», sie kann ahnen lassen oder markt-
schreierisch anpreisen, kann heiliger Schrein sein und schwü-
ler Alkoven. Nur eins kann sie nicht mehr sein: Zufall, bloße
Hülse. Heut will der Leser wissen / ob er es auch nur unbe-
wußt will / was in dem Buche drin sei, das sich ihm präsentiert,
will gewissermaßen ergriffen werden von dem, was er ergreift.
Heute ist der Einband ein bedeutsamer spezifischer Teil des
Buchganzen, die ausgeglichene, abgewogene Form seines
Ethos. Einbandgestalter sein heißt heute sich tief versenken
können und frei dastehen, darüberstehen. Man muß einfüh-
len und übertragen. Die Aufgabe ist vielfältig und streng ge-
regelt zugleich.
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